Zurück zur Übersicht11.09.2025
Seniorenwanderung II zum Hochrain
Der „Hochrain“, eine Wüstung auf dem Kuhberg westlich von Steinberg gelegen, veranlasste die Wanderführer Gudrun Seidel und Michael Hergert wegen dessen interessanter Historie als Wanderziel für die Seniorengruppe II des Rhönklub Zweigvereins Geisa auszuwählen. Ausgangspunkt war der Ort Steinberg, auf 613 m Höhe das höchstgelegene Dörfchen im Wartburgkreis unweit des Gläserbergs mit der Dermbacher Hütte, ebenfalls ein vielbesuchtes Wanderziel des Rhönklub Zweigvereins Dermbach. Vom Parkplatz aus machten sich die immerhin 16 Wanderfreunde auf den Weg zur ehemaligen Siedlung „Hochrain“, welche 1515 erstmals erwähnt wurde und aus zwei Schafhöfen bestand, welche die zuvor gerodeten Waldflächen in eine Art Almwirtschaft verwandelten. Die Wiesen werden heute noch als Grünland bewirtschaftet und liegen jetzt im Naturschutzgebiet „Kohlbach-Hochrain“ innerhalb des Biosphärenreservates „Rhön“. Bis 1600 gehörten die Höfe zur Mutterpfarrei Schleid. Später gingen sie an Zella über. Irgendwelche Merkmale der frühen Besiedlung sind jedoch nicht mehr aufzufinden. 1815 bestand der Weiler aus vier Höfen, wo 27 Personen lebten. Vor 120 Jahren dann betrieben zwei Familien mit je 30 ha Grundbesitz Land- und Viehwirtschaft. Um 1900 brach durch ungünstiges Klima und schlechte Wasserqualität eine Viehseuche aus. Das war das Ende der Höfe, von deren Wohnhäusern noch Reste der Kellerräume zu sehen sind. Nachdem die Höfe aufgegeben worden waren, kaufte der Forst die beiden Anwesen, die Wohnhäuser wurden an zwei Waldarbeiter vom Theobaldshof verpachtet, die auch einen Forstgarten anlegten. Aber schon 1912 mussten die Pächter ihre Heimstatt wieder verlassen. Bis auf ein Wohnhaus wurden nun alle Gebäude abgerissen und das brauchbare Baumaterial verkauft. Das erhaltene Haus wurde umgebaut und zur Unterkunft für Jäger und Forstarbeiter genutzt und diente letztendlich nach 1945 in den Nachkriegsjahren Bergleuten als Aufenthaltsort und Lager. Denn nun wurde tatsächlich nach dem Fund erster Braunkohlevorkommen 1737 und einem 10jährigen Abbau auf dem Hochrain wieder mit der Förderung von Braunkohle begonnen. Wegen Unwirtschaftlichkeit hatte man damals wieder aufgegeben. Aber Schatzgräber gab es genug, so um 1770 ein Bergmeister aus dem Herzogtum Meiningen, der sich in Fulda um das Schürfrecht bemühte, welches ihm aber wegen falscher Angaben wieder entzogen wurde. Anfang des 18. Jahrhunderts wechselten die Investoren ständig, auch ein Cuno Kammandel aus Geisa, der beim Kohlbachhof einen Probeschacht anlegen ließ, wegen Wassereinbruchs jedoch aufgeben musste. Nachfolgend bemühte sich noch ein Hermann Klein aus Vacha, welcher wiederum aus Rentabilitätsgründen scheiterte und den Betrieb 1920 an einen mehrfachen Millionär Winkler aus Berlin verkaufte. Auch hier wieder war wegen ungenügender Förderung bald ein Ende angesagt. Noch 1945 wurde wegen fehlenden Heizmaterials ein Versuch gestartet. Ministerpräsident Marschler traf sich mit dem Landrat auf dem Katzenstein, um die Grube wieder hochzufahren. Hier stoppte bereits das Ende des Reiches den Versuch. Nach dem Krieg, die Not war groß, erfolgten erneute Bemühungen, die, wie sich jetzt herausstellte, auch zum Scheitern verurteilt waren, da die Vorkommen auf Grund falscher Berechnungen weitaus geringer waren als vorausgesehen. Ursprünglich war man von 300 000 Tonnen Braunkohle ausgegangen. Dies reduzierte sich dann auf 10 000 Tonnen, von denen jedoch wegen Verwerfungen im Grubenbereich nur 5000 abbaubar gewesen wären. Fazit: In 250 Jahren wurden lediglich 2000 Tonnen Kohle gefördert. Ein Wunschtraum für viele Glücksritter platzte, der ihnen eine Unmenge Geld gekostet hat.
Für die meisten Wanderfreunde waren die Erläuterungen von Michael neu und sehr interessant, weshalb er auch aufmerksame Zuhörer fand. Nach diesem geschichtlichen Exkurs wurde noch die unweit von Steinberg liegende „Herz-Jesu-Kapelle“ aufgesucht, ehe man sich zu Familie Schuchert in Steinberg zur wohlverdienten Einkehr auf den Weg machte.
Manfred Dittmar
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