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Trotz des heißen Sommertages hatte sich eine respektable Wandergruppe in Bermbach an der Gaststätte „Zur Silberdistel“ eingefunden, um gemeinsam mit Wanderführer Vögler die geplante Tour um Bermbach anzugehen. Nach Alexanders Vorankündigung führte die Strecke vorwiegend durch den Wald, sodass es doch eine angenehme und unterhaltsame Wanderung zu erwarten war. So ging es zunächst in Richtung Borsch mit guter Fernsicht zum Soisberg, dem sogenannten König des „Hessischen Kegelspiels“, was allerdings von verschiedenen Geologen in Frage gestellt wird. Weiter schweift der Blick nach Mansbach und Oberufhausen, ehe dann der 450 Meter hohe Olmersberg bestiegen wurde, wobei ein Höhenunterschied von rund 100 m zu bewältigen war. Aufwärts ging es durch einen alten Buchenbestand, welcher wunderbaren Schatten spendete. Leider ist das Bergplateau dicht bewachsen, ohne eine Aussichtslücke zu hinterlassen. Also wer nur wegen eines Panoramablicks die Kuppe erglimmen will, hat sich damit keinen Gefallen getan. Nach dem Verlassen des Olmersbergs hat man schon Borbels im Blickfeld und vor allem den markanten Mieswarzer Felsen, ein Kalkhärtling, der der bisherigen Verwitterung widerstanden hatte, und den man aufsuchen sollte, wenn man ein eindrucksvolles Landschaftsbild genießen will. Außerdem lädt eine überdachte Sitzgruppe zu einem Rucksackfrühstück ein, um dann gestärkt die Wanderung fortsetzen zu können. Auch der Arzberg macht auf sich aufmerksam, verknüpft mit vielen Gedanken zu den tollen Festen am „Blauen Berg“. Angesteuert wurde dann der letzte Wegabschnitt auf dem Weg von Borbels zurück nach Bermbach. Aber nicht, um nicht doch noch ein Wahrzeichen mittelalterlichen Rechts in Augenschein nehmen zu können. Wanderführer Vögler hatte mit der Sense dafür gesorgt, dass man das „Sühnekreuz“ in der „Steiner Flur“ zu Gesicht bekommt. Ein absolut seltenes Denkmal in unserer Region, zu dem unbedingt noch einige Worte zu sagen sind. Diese steinernen Kreuze, auch „Mordsteine“ genannt waren ein Erfüllungsteil von Sühneverträgen, welche zwischen zwei verfeindeten Parteien geschlossen wurden, um eine Blutfehde wegen eines begangenen Mordes oder Totschlags zu beenden. In so einem Vertrag waren alle Forderungen aufgelistet, die nach dem Totschlag zu realisieren waren. Dazu gehörten unter anderem die Lesung von Seelenmessen, Wallfahrten zur Buße und zum Seelenheil des Getöteten, Stiftung von Kerzenwachs für die Kirche, am Begräbnis mit Abbitten teilnehmen und keine Lustbarkeiten aufsuchen. Kam ein Sühnevertrag nicht zustande, trat an seine Stelle die Blutrache. Manchmal wurde der Körper des Erschlagenen so lange nicht der Erde übergeben, bis er gerächt war.
In den seltensten Fällen oder Texte auf einem echten Sühnekreuz aus dem 13. Bis 16. Jahrhundert. Der einfache Bauer hätte es ohnehin nicht lesen können. In diesen 300 Jahres war es also üblich, an der Stelle, an der ein Mensch eines gewaltsamen aber nicht beabsichtigten Todes (Affekt) starb, ein Kreuz aufzustellen. Der Totschlag, welcher in einer momentanen Erregung geschah, war zu dieser Zeit und auch schon vorher eine Privatangelegenheit. Danach wurden private Abmachungen nicht mehr geduldet. An ihre Stelle trat das ordentliche Gericht, welches den Täter nach einem neuen Recht verurteilte (Halsgericht von 1533)
Nun stand man also am Hohlweg zwischen Bermbach und Borbels vor so einem Sühnekreuz aus Sandstein in Kleeblattform mit stark abgerundeten Balkenenden. Es wurde wahrscheinlich vor 1500 errichtet und ist das älteste Denkmal dieser Art im Geisaer Amt. In der Mitte ist ein Quadrat eingehauen, das wiederum in vier kleinere Quadrate eingeteilt ist. Nach der Überlieferung wurde am Ort der Errichtung ein Jüngling aus Otzbach bei einer Kirmesfeier erschlagen. Man nennt diese Kreuze auch Schweden- oder Franzosenkreuze. Zur Einkehr ging es jetzt weiter nach Bermbach in die „Silberdistel.“
Manfred Dittmar
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